Berichte

Immer mehr Geflüchtete in Ausbildung

Immer mehr Geflüchtete in Ausbildung

Viele Betriebe suchen dringend Auszubildende, für sie sind Geflüchtete dabei eine wichtige Zielgruppe, um den eigenen Fachkräftebedarf zu decken. Der NDR berichtet über Hürden und Chancen, denen Geflüchtete und Ausbildungsbetriebe bei der dualen Ausbildung begegnen.

Hier geht es zum Bericht (06:06)

Ausbildung mit Vielfalt!

Unter diesem Motto fand vom 19. bis 21. April unsere KAUSA-Fachtagung in Kooperation mit der Evangelischen Akademie Loccum statt.

Über 100 Teilnehmende aus ganz Deutschland diskutierten, wie die Potenziale der dualen Berufsausbildung diversitätsorientiert ausgebaut werden können:

  • Welche Chancen und Potenziale sehen Unternehmen und wie unterstützen sie die Auszubildenden?
  • Wie kann die berufliche Orientierung für Jugendliche und ihre Eltern erfolgreich und diversitätssensibel umgesetzt werden?
  • Wie gelingen die Sprachbildung und soziale Förderung der Jugendlichen vor und auch während der Ausbildung?
  • Wie können die Prüfungen so gestaltet werden, dass sie den hohen Qualitätsstandards im Ausbildungssystem entsprechen und trotzdem keine sprachlichen Hürden bestehen?

Beteiligt waren Vertreterinnen und Vertreter aus Unternehmen mit ihren Auszubildenden, Migrantenselbstorganisationen, Berufsschulen, Kammern, Politik und Verwaltung, Forschung und Verbänden.

Im Rahmen der Tagung wurde Laurentiu Popescu und seinem Team die Auszeichnung der KAUSA-Landesstelle „Unternehmen mit Vielfalt in der Ausbildung“ überreicht. Wir freuen uns sehr, dass wir für die Laudatio Deniz Kurku gewinnen konnten, Landesbeauftragter für Migration und Teilhabe der Niedersächsischen Landesregierung (siehe dazu den Bericht weiter unten auf der Webseite).

Herzlichen Dank an alle beteiligten Expertinnen und Experten für die Mitgestaltung und Bereicherung der Tagung und an allen Teilnehmenden für ihre Beteiligung. Wir konnten viele Anregungen und Ideen mitnehmen und unser niedersachsenweites Netzwerk ausbauen.

Stimmen der Fachtagung Ausbildung mit Vielfalt vom 19.-21. April 2023

Ulf Jürgensen, Schulleiter der BBS Burgdorf, Region Hannover:

Frage: Wie orientiert sind die Schülerinnen und Schüler, die an die Berufseinstiegs- und Berufsfachschule kommen?

Ulf Jürgensen: Viele Jugendliche, die bei uns an die Schule kommen sind noch nicht beruflich orientiert, vor allem in der Berufseinstiegsschule aber auch in der Berufsfachschule. Besonders Neuzugewanderte stehen oft noch am Anfang der beruflichen Orientierung, waren nicht auf einer allgemeinbildenden Schule in Deutschland oder konnten von den Orientierungsangeboten noch nicht profitieren. Viele sind noch nicht ausbildungsreif.

Eine weitere berufliche Orientierung ist deshalb auch an der Berufseinstiegsschule und der Berufsfachschule notwendig.

Frage: Welche Angebote zur beruflichen Orientierung gibt es an der Schule?

Ulf Jürgensen: Die berufliche Orientierung an der Berufseinstiegsschule beinhaltet zwei zweiwöchige Praktika, Praxisprojekte z.B. in der Gastronomie und das Matching mit Unternehmen für erste Betriebskontakte, das wir einmal jährlich in Kooperation mit der KAUSA-Landesstelle organisieren.

Frage: Wie viele Jugendliche schaffen den Hauptschulabschluss nach dem Besuch der Berufseinstiegsschule?

Ulf Jürgensen: Auch wenn zahlreiche Jugendliche sehr interessiert und engagiert sind, schaffen am Ende nur ungefähr die Hälfte der Schüler*innen der Berufseinstiegsschule den Hauptschulabschluss. Leider gehen uns 10 % schon vorher verloren und kommen nicht mehr zur Schule. Weitere Abbrecher*innen kommen hinzu, wenn der Hauptschulabschluss voraussichtlich nicht geschafft wird.

Frage: Wie läuft die Zusammenarbeit mit den Betrieben bei der beruflichen Orientierung?

Ulf Jürgensen: Grundsätzlich sind die Unternehmen offen, stellen sich auf die Zielgruppe ein und engagieren sich. Die Herausforderung ist eher, die Auszubildenden so zu unterstützen, dass sie die Prüfung schaffen.

Frage: Was brauchen die Jugendlichen mit Migrationsgeschichte aus Ihrer Sicht? Wofür brauchen wir eine Lösung?

Ulf Jürgensen: Die fehlende Ausbildungsreife bei vielen Jugendlichen ist eine Herausforderung. Besonders wichtig sind hier ausreichend pädagogische Fachkräfte und auch Schulsozialarbeit an den Berufsschulen.

Hilfreich wäre es außerdem, wenn die Unternehmen frühzeitig Ausbildungspaten*innen für Praktikant*innen und Auszubildende benennen, die die Jugendlichen schon im Praktikum „mitnehmen“ und während der Ausbildung als vertraute Ansprechpartner*innen unterstützen. Außerdem wäre ein Nachteilsausgleich in den Prüfungen wichtig für die Jugendlichen mit Migrationsgeschichte. Helfen würde auch eine Übersicht über die Beratungs- und Unterstützungsangebote. Wir benötigen zudem multiprofessionelle Teams an allen BBS, um die Lehrkräfte von Verwaltungsaufgaben zu entlasten.

„Drei Fragen an …“ Katrin Stumpenhausen zu aktuellen Problemen der dualen Berufsausbildung. Frau Stumpenhausen ist Abteilungsleiterin für Arbeitsmarkt, Bildung, Integration und Gesellschaftspolitik der Unternehmerverbände Niedersachsen e.V. (UVN). Sie stellte sich unseren Fragen am 21.04.2023 am Rande dieser Tagung.

„Drei Fragen an …“ Dirk Werner zur Fachkräftedebatte und den Herausforderungen, Berufsausbildung diversitätsfester zu machen. Dirk Werner ist Leiter des Themenclusters Berufliche Qualifizierung und Fachkräfte am Kompetenzzentrum Fachkräftesicherung (KOFA) des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) in Köln. Er stellte sich unseren Fragen am 19.04.2023 am Rande dieser Tagung.

Landesbeauftragter für Migration und Teilhabe überreicht Auszeichnung an Osnabrücker Unternehmen

Presse-Information der Akademie

 

Deniz Kurku, Niedersächsischer Landesbeauftragter für Migration und Teilhabe, überreichte heute in der Evangelischen Akademie Loccum die Auszeichnung „Unternehmen mit Vielfalt in der Ausbildung“ an Laurentiu Popescu, den Inhaber der Manfred Kalin GmbH in Osnabrück.

Die Auszeichnung ist ein Projekt der KAUSA-Landesstelle Niedersachsen. Sie soll das Engagement von kleinen und mittleren Unternehmen bei ihren Bemühungen um Vielfalt und Integration von Migrantinnen und Migranten in der Ausbildung würdigen.

Kurku sagte bei Übergabe der Auszeichnung: „Nicht erst als Landesbeauftragter für Migration und Teilhabe erlebe ich jeden Tag, wie vielfältig unsere Gesellschaft, unsere Kultur und Unternehmen sind – genau das ist es, was uns so bereichert und alle miteinander voranbringt!“

Laurentiu Popescu nahm die Auszeichnung hocherfreut entgegen und meinte: „Ich fühle mich wirklich sehr geehrt. Für mich ist die Integration von Migrantinnen und Migranten in mein Unternehmen nicht nur eine Selbstverständlichkeit, sie ist auch ein Gewinn!“

Sein Osnabrücker Unternehmen für Trockenbau hatte sich aus unterschiedlichen Gründen für die Auszeichnung qualifiziert. 15 Auszubildende erhielten bislang einen Ausbildungsvertrag von Herrn Popescu. Die Auszubildenden haben mehrheitlich einen Migrationshintergrund mit Wurzeln in Polen, Rumänien, Russland, Syrien oder der Türkei.

Auch Herr Popescu selbst bringt als gebürtiger Rumäne seine eigene Migrationsgeschichte mit. Seit 1996 ist er bereits für das Unternehmen Manfred Kalin tätig. Zuerst als Helfer, dann als Vorarbeiter und Bauleiter. Im Sommer 2009 übernahm er schließlich die Unternehmensnachfolge.

Die Auszeichnung wurde im Rahmen einer Kooperationstagung von Evangelischer Akademie Loccum und der KAUSA-Landesstelle Niedersachsen überreicht. Auf der Tagung erörtern 100 Akteure des Berufsbildungssystems Handlungsoptionen, wie die Potentiale des dualen Ausbildungssystems diversitätsorientiert ausgebaut werden können. Die dreitägige Tagung unter dem Titel „Ausbildung mit Vielfalt!“ dauert noch bis zum 21. April fort.

Loccum, 20. April 2023


Ü
ber KAUSA

Die KAUSA-Landesstelle Niedersachsen, gefördert vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) im Rahmen der Initiative Bildungsketten, unterstützt Unternehmerinnen und Unternehmer sowie junge Menschen mit Migrationshintergrund, die Chancen der dualen Ausbildung zu nutzen

Ziel des bis zum 30.06.2024 laufenden Projektes ist, zusätzliche Ausbildungsplätze in kleinen und mittleren Unternehmen in Niedersachsen zu schaffen.